Lange hat es gedauert bis ich meine Liebste zu dieser Abenteurtour überreden konnte. Da Kartenmaterial nicht zur Verfügung steht, half bei den mein BootVorbereitungen natürlich das Internet. Da gibt es tatsächlich 3 Berichte, wobei einer erst bei der Hälfte der Tour (in Lieske) beginnt und diese Unternehmung als enorme Strapaze beschreibt.

Die wertvollsten Informationen habe ich von der Seite   http://www.dundak.de/ Insbesondere die Pegelangaben sollten beachtet werden.

Ausrüstung: 2er Kajak Prijon Excursion, 2-Mann Zelt , Kocher, Lebensmittel, Wechselsachen und Bier!!

Pegal beim Start unserer Fahrt:
10.04.2009 Lieske/Spree 157 cm (normal 139 cm)
10.04.2009  Spreewitz/Spree 197 cm (normal  195 cm)

Hier sei angemerkt, dass diese Stände wohl das Minimum für eine vernünftige Befahrung sind. Wir hatten jedoch bei den zahlreichen Sohlschwellen sehr häufig "Bodenkontakt". Für Faltboote sollten es wohl 10 bis 20 cm mehr sein. Für die Grundorientierung gilt "immer rechts halten", dann kan nix schief gehen.

1. Tag 10. April 2009; 15:00 Uhr Etappen ca. (Niedergurig - Klix 7km; Klix - Halbendorf 7km)

Wir setzen an der Spreebrücke der B95 kurz hinter Niedergurig ein. In Fahrtrichtung Bautzen gleich hinter der Brücke links abbiegen. Dort ist eine sehr gute Stelle. Die Spree ist dort ca. 8 m breit, ich hatte mit unserem 5,50m(mit Steuer) Boot keine Wendeprobleme. Die dort sitzenden Angler haben sich riesig gefreut.

Nach wenigen Hundertmetern folgt das erste Wehr. Hier nach rechts umtragen und gleich hinter dem Wehr die steile Böschung nehmen. Die großen Steine sind zwar nicht angenehm, jedoch ist kurz vorm Wasser ein Rohr quer eingelegt, über welches das Boot bequem gewassert werden kann. Vor der Plackerei empfiehlt es sich die Wehrbrücke zu überqueren und in der gleich am Ufer befindlichen Gartenkneipe noch ein kühles Getränk zu konsumieren. Später gibt es am Ufer nicht mehr viel.

Die weitere Befahrung verlangt Aufmerksamkeit. Viele umgestürzte und überhängende Bäume fordern den Steuermann. Es folgen zahlreiche kleine Sohlschwellen, (gefühlt alle 100m), die jedoch leicht zu überfahren sind. Später folgt über längere Zeit keine kleine Sohlschwelle mehr, das kann nur bedeuten, der regelmäßige Höhenunterschied wird gleich am Stück ausgeglichen und so ist es dann auch. Trotz des hohen Pegels hatten wir gleich Bodenkontakt an der ca. 30-40cm hohen Sohlschwelle. Mit einem PE-Kahn ja kein Problem.

Es folgt Briesnig und damit das nächste Wehr. Alle ältern Berichte stimmen hier nicht mehr. Es wurde auf der rechten Seite eine Fischtreppe angelegt, in Folge dessen ist das Wehr nicht mehr befahrbar, außer man kommt mit ca. 3cm Wasserhöhe auf den Alegteppich klar, runter gehts auf alle Fälle, nur wie man unten ankommt ist schwer zu beeinflussen. Für Profis vielleicht auch kein Problem, wir gehören ja noch zu den Anfängern. Das Herumtragen ist eine echte Herausforderung. Die zwischen Fischtreppe und Hauptspree entstandene Insel ist komplett umzäunt und mit großen scharfkantigen Steinen belegt. Zuvor darf noch eine ca. 70 cm breite Brücke (über den neuen Abzweig Fischtreppe) nehmen, wir mussten das Boot bis über Geländerhöhe ausheben, um die Ecken passieren zu können. Über die Steine dann schwer, das Einsetzen geht am Auslauf der Fischtreppe am besten, Carmen hat sich auf einen Stein im Wassergestellt, welcher dann bei Belsatung durch das angehobene Boot umkippte, und das erste Bad genommen wurde. Also, Vorsicht dort.

Die nächsten ca. 4km sehr schöne Fahrt, die Bäume waren alle samt gestutzt und das Wasser frei. Ein kleineres Wehr schließt sich an. Hier stehen dann auch einerseits Warnschilder für Paddler "Achtung! Wehr! Lebensgefahr!" und gleichzeit ein Verbotsschild für die Weiterfahrt. Man könnte vermutlich die Waseroberfläche beschädigen. Neben der Spree verläuft ein Rad-/Wanderweg, also kann die Anwesenheit von Menschen in diesem Gebiet nicht der Grund für die Sperrung sein. Hier möge jeder selbst entscheiden wie er sich verhält. Wir haben natürlich den Radweg genutzt und unser Boot gezogen ;-)

Jetzt folgt wieder Sohlschwelle auf Sohlschwelle, ca. alle 200m und meist nicht mehr als 10 cm hoch. Auch hier hatten wir bei 157cm (Pegel Lieske) ständig Bodenberührungen. Mit Faltbooten muss man, entweder mehr Ahnung oder mehr Wasser oder mehr Glück haben oder anhalten und anschauen oder treideln bzw. umtragen. Ach ja, oder flicken...

Am Wehr vor Klix haben wir rechts umgetragen und den Ort rechts umfahren. Dann folgen 3 Wehre, das 3. ging sehr gut zu durchfahren, wobei Carmen ausgestiegen ist, der besseren Lasteverteilung wegen. Bis Halbendorf eine wirklich traumhafte Landschaft mit 2 etwas größeren und vielen kleinen Sohlschwellen.

Es sind fast alle Sohlschwellen neu verblockt, somit scharfkantig und schwer zu fahren. In dieser traumhaften Gegend (Wolfsrevier, hier liegt die Grenze zwischen dem Milkel-Rudel und dem Dauban-Rudel) suchten wir natürlich einen Schlafplatz. Das Zelt schlugen wir auf der linken Uferseite auf, da auf der gegenüberliegenden Seite eine vielversprechende große Lichtung war. Gebannt haben wir bis in die späte Dämmerung hinein auf die Lichtung gestarrt. Leider haben wir weder Wölfe gehört, noch gesehen. Lediglich ein Fuchs oder Marder hat des Nachts das Boot durchsucht, leider hatten wir alles essbare im Zelt...der Arme.


2. Tag 11. April 2009; 08:00 Uhr Etappen ca. (Halbendorf - Lieske 5 km; Lieske - Uhyst 8km; Uhyst - Bärwalde 7,5 km; Bärwalde - Neustadt 11,5 km; Neustadt - Spreewitz 5 km, Spreewitz - Spremberg 8 km wir ca. 3 km)

Nach einem ausgiebegen Frühstück, immer noch mit Blick auf die gegenüberliegende Lichtung (leider vergenbens) ging es auch wenig später zur Sache. Etwas mehr als 1m Höhendifferenz galt es zu passieren. Eine nach rechts laufende schmale Rinne versprach eine sichere Durchfahrung. Carmen wollte nicht mit und hat vom Ufer aus zu gesehen, wie ich in gnadnlos perfekter Technik, ohne jede Berührung, die Stufe gemeistert habe.

Nach schöner Landschaft gabelt sich die Spree vor der Mühle Neudorf. Wir sind rechts geblieben und haben die 3 Wehre (mind. 4 m hoch) auf der linken Seite liegen lassen. Durch die Mühle kann man nicht fahren, jedoch bietet sich vor der letzten Brücke, man ist dann schon im Ort, auf der linken Seite eine gute Möglichkeit das Boot aus dem Wasser zu nehmen. Die beste Lösung ist wohl dann ca. 300m nach links zu gehen (tragen) und in der parallel fließenden unterhalb gelegenen Spree über das Steilufer wieder einzusetzen. Wir haben vergeblich einen Zugang im Ort gesucht. Auf Nachfrage bei Bewohnern wurde uns ein Grundstück aufgeschlossen und wir konnten dann kurz bevor die Flüsse zusammen fließen wieder einsetzen. Das Ufer war genauso steil und hoch wie an der Brücke, es hatte also keinen Vorteil diesen Weg genommen zu haben.

Die Brückenarbeiten bei Lieske sind abgeschlossen. Einer problemlosen Durchfahrt folgt ein eingeengtes Flussbett mit guter Strömungsgeschwindigkeit. Die Fahrt bis Uhyst macht richtig Spass und auch die Landschaft ist sehr schön. In Uhyst haben wir auf der linken Seite festgemacht und sind auf der Hauptstraße nach ca. 300 m in eine Gaststätte eingekehrt, es war Mittagszeit und Zeit für eine Stärkung. Anschließend umfährt man den Tagebau, die Ufer erinnern nicht mehr an ein künstliches Flussbett, nur sehr gerade ist es. Trotzdem kommt hier richtig Freude auf, schmaler Fluss, viel Wasser, tolle Strömung. Wir hatten ja Zeit und haben uns viel treiben lassen und trotzdem die ca. 7km bis Bärwalde in 35 min geschafft. Das Wehr vor Bärwalde ist rechts problemlos zu umtragen. Das Wehr in Tzschelln wird links umtragen und anschließend geht die Fahrt im alten Spreebett durch eine herrliche Landschaft weiter. Die Wehre zwischendurch habe ich jetzt nicht mehr erwähnt, verfahren geht nicht, durchfahren auch nicht und meistens ist die rechte Seite die bessere, dennoch empfiehlt sich eine Besichtigung, da auch die Ufer sich verändern. Einzig das Wehr an der Ruhlmühle ist erwähnenswert, anderen Berichten zu Folge ist es befahrbar, wenn es denn offen ist. Bei uns war es offen, doch da würde ich nicht runter fahren. Wir haben rechts angehalten, auch in der Hoffnung, dass die biergartenähnlich angelegte Anlage geöffnet hat, was leider nicht der Fall war. Man muss von dieser Anlage aus, auf der rechten Seite verbleibend, ca. 400m weit tragen (fahren) bis sich eine gute Stelle zum Einsetzen findet. Vorsicht, letztes Haus rechts, kein Zaun aber großer Schäferhund ;-).

Es geht weiter Richtung Neustadt. Den Beginn des Ortes kann man gut an einer unglaublichen Badeanlage erkennen. Die aus Holz in Eigenbauweise errichtete Anlage zieht sich ca. 50m am Ufer entlang. Hier sollte man etwas Zeit zum Baden einplanen, zu verlockend sind die Sprungtürme und Schwingseile. In Neustadt angekommen wollten wir gern unsere Getränkevorräte auffüllen und legten kurz hinter der Brücke rechts an. Ein Bewohner verwies uns auf einen möglichen Getränkehandel, der jedoch nicht mehr existierte. Also rein ins Boot und weiter nach Spreewitz.

Kurz hinter Spreewitz haben wir auf der linken Uferseite unser Zelt aufgeschlagen, der Fahrradweg verläuft auf der gegenüber liegenden Seite. Es finden sich ab Neustadt kaum noch einsam gelegene Übernachtungsmöglichkeiten, entweder stört die Straße oder die Bahn oder eben Windräder. Haben wir uns halt von den letzten Radfahrern doof angucken lassen, macht nix. Hinter der Uferwiese befindet sich ein Damm und dahinter wiederum Fedler. Bei einem Gläschen Rotwein konnten wir den ganzen Abend zwei Rohrweihen beim Balztanz in der Luft beobachten. Die Flugmanöver waren auch für uns sehr beeindruckend und die Geräuschkulisse nicht unerheblich. Zum Glück war nach Sonnenuntergang dann auch die Werbung beendet.

3. Tag 12. April 2009, 9:00 Uhr gesamt ca. 18 km Etappen: Spreewitz - Zerre 3,5 km; Zerre - Trattendorf 2 km; Trattendorf - Spremberg Mitte ca. 2,5 km; Spremberg - Bühlow 5,5 km; Bühlow - Bagenz Zeltplatz 5 km

Am nächsten Morgen ging es auf zur letzten Etappe. Der Spremberger Stausee war unser Ziel und bis zum Anlanden waren es etwa 18 km, eine gemütliche Tour also. Die 8 km von Spreewitz bis Spremberg verlaufen in abwechslungsreicher Landschaft, jedoch ist die Zivilisation immer spürbar und sichtbar, mit den unberührten Abschnitten vom ersten Tag nicht vergleichbar. In Zerre folgt ein niedriges Wehr, welches auch durchfahren werden kann, ca. 40 cm hoch. Im darauffolgenden Trattendorf kann auf der linken Seite das dortige etwa 2m hohe Wehr untragen werden. Der Übergang von Trattendorf nach Spremberg ist fließend. In Spremberg kommt auf der rechten Seite liegend der berühmte Kanuclub. Dieser ist an den Slalomstangen, welche über dem Wasser hängen gut auszumachen. Wir haben natürlich mit unserem Zweier auch ein Tor berührungslos durchfahren. Kurz danach biegt die Hauptspree links ab. Geradeaus ist die "Wildwasserstrecke" der Spremberger Kanuten. Mit unserem Zweier kein Thema. Wir folgen der Hauptspree durch die Stadt bis zum Wehr. Die elektrische Schleuse auf der rechten Seite war leider außer Betrieb, so dass wir unser Boot auch auf dieser Seite umtragen mussten. Auf dem Fahrradweg entlang fährt der Bootswagen wie von selbst und das Einsetzen ist auch unproblematisch. Wir verlassen Spremberg und freuen uns auf die zwei großen Sohlschwellen die uns noch erwarten. Die Außentemperaturen lassen uns auf die Spritzdecken verzichten, was jedoch bei den Sohlschwellen beide Male für einen erheblichen Wassereinbruch sorgte. Dabei hat es Carmen mehr erwischt als mich, doch es war ein riesen Spaß. Die Spree wird wesentlich ruhiger und breiter, was auf den Vorstau der Talsperre schließen lässt. Bei unserem Wasserstand, war die sonst sichtbare schwimmende Holzsperre ca. 20cm unter der Wasseroberfläche und somit problemlos zu überfahren. Vor der Brücke in Bühlow sollte man nochmal links anlanden und in das dortige Wirtshaus einkehren. Es sind ca. 150 m zu Fuss vom linken Ufer aus. Mit einem Bierchen gestärkt ging es dann unter der Bühlower Brücke durch, die überfluteten Uferregionen erinnern an den Amazonas. Viele Vöglel und Fische sind zu sehen und sogar eine Bisamratte kreuzt unseren Weg. Der Weg über den See ist lang und in Ufernähe meist von schimpfenden Anglern besetzt. Dort ein bisschen aufpassen, die Schleppen ihre Köder mit Schlauchbotten 200 m weit raus und platzieren dort eine Boje meist aus Styropor. Es gibt ein Heidenspektakel, wenn man mit dem Steuer die geliebte Boje mitnimmt.

Wir bleiben auf der rechten Uferseite um am Bagenzer Strand unsere Reise zu beenden. Für mich eine der bisher schönsten Paddeltouren überhaupt und ich freue mich schon auf das nächste Hochwasser, um gleich noch einmal zu starten. Die Strapazen des häufigen Umtragens nimmt man gern in Kauf, dafür wird man von einer abwechslungsreichen Landschaft und zahlreichen Tierbeobachtungen großzügig belohnt. Durch die zahllosen Sohlschwellen und Wehre wird es nie langweilig. Es gibt traumhaft schöne Übernachtungsplätze und man überwindet auf den ca. 70 km etwa 65 Höhenmeter. Die Pegelstände sind Anfangs erwähnt, mit einem Faltboot lieber etwas mehr Wasser, sonst wird es zur Strapaze.

Wer Fragen hat, kann mir gern eine Mail senden, natürlich auch, falls ich etwas falsch dargestellt haben sollte.